Hurra, ich bin wieder eingegliedert! Gerade habe ich mich auf eine längere Phase der »Arbeitslosigkeit« eingestellt, fand sich schon wieder jemand, der mir Arbeit geben wollte. Ich schildere meinen Fall hier, um zu zeigen, wieviel Glück und wie wenig geeignete Qualifikationen man häufig tatsächlich braucht, um einen jener begehrten Erwerbsarbeitsplätze zu ergattern, auf die es stets zuviele Bewerber gibt:
Als ich vor fünf Jahren gegen Ende einer befristeten Anstellung als Lehrerin dabei war, Absagen zu sammeln, um dem Amt zu demonstrieren, dass keiner mich haben will, kam ich wie die Jungfrau zum Kinde zu einer Stelle als Lehrstuhlsekretärin an der Universität Konstanz. Ich bewarb mich ohne Bezugnahme auf den Inhalt der Stellenanzeige und mit folgendem ersten Satz im Anschreiben: »... als überqualifizierte Geisteswissenschaftlerin würde mich glücklich schätzen, eine Teilzeitstelle als Sekretärin zu erhalten.« Obwohl ich kaum über einschlägige Berufserfahrung verfügte und mit hausinternen Bewerberinnen konkurrierte, erhielt ich die Stelle. Aus welchem Grund, ist mir nach wie vor schleierhaft. Ich denke, dass Sympathiewerte die Entscheidungen von Arbeitgebern weit mehr beeinflussen, als man sich dies im Rahmen des leistungsorientierten »Arbeitsmarkt«-Konzepts eingestehen mag.
Aufgrund von Befristung ging dieses, in der Folge denn auch recht angenehme Arbeitsverhältnis an der Universität Konstanz Ende März dieses Jahres leider zu Ende. Inzwischen hatte ich einschlägige Berufs- und Verwaltungserfahrung gesammelt und begann mich schon Monate vor Vertragsende im Haus um andere Stellen im Sekretariatsbereich zu bewerben. Nun aber kassierte ich eine Absage nach der anderen. Es ist müßig, über die Gründe zu spekulieren: Fehlte mir gelegentlich doch noch das I-Tüpfelchen geeigneter Qualifikation? War es für manche Arbeitgeber abschreckend zu hören, dass mir die Stelle nur zum Broterwerb dient und ich mich anderweitig beruflich verwirkliche, wie ich in den Vorstellungsgesprächen, auch mit Blick auf meine Überqualifikation, erklärte? – Tatsache ist, dass, obwohl die ausgeschriebenen Stellen stets ähnliche Qualifikationen erforderten und ich mich mit stets denselben darum bewarb, die Gespräche höchst unterschiedlich verliefen. Während der ersten Sätze bereits, ja, sogar meist schon vorher, war eine Atmosphäre von Sympathie oder Antipathie zu verspüren, welche das Gespräch und damit auch die Entscheidung für oder gegen mich als zukünftige Mitarbeiterin beeinflussten.
So ist es erneut in erster Linie dem Zufall zu verdanken, dass ich in der Verwaltung des Exzellenzclusters 16 auf die für (m)einen beruflichen »Erfolg« offenbar so notwendige Sympathie stieß. – Glück für mich, die ich (wieder einmal) auf längere Zeit dem unbarmherzigen Zugriff des Hartz-IV-Kraken entkommen bin – Pech für die, die die Stelle nicht bekommen haben und sich in der Hoffnung auf Gnade des Schicksals weiter bewerben müssen. – Ist das Gerechtigkeit?